Cover von Pilgergebete

Pilgergebete

Gebete und Segenstexte zum Pilgern

128 Seiten. Claudius Verlag
Herausgegeben von Heide Warkentin. Taschenbuch
ISBN: 978-3-532-62451-7 · Preis: 9,90 €
Mit einem Beitrag von Georg Magirius

Kurzbeschreibung

Pilgern ist „in“, heißt es. Im Ursinn des Wortes („Fremdling sein“) bedeutet es das Gegenteil, nämlich: Der Mensch macht Outdoor-Erfahrungen, verlässt vorgegebene Räume, geht ins Freie und kann sich dann als „out“ erleben. Dabei kann man aufmerksam werden für sich, für andere, die Natur und Gott.     

Das Buch „Pilgergebete“ versammelt neue und traditionelle Gebete, Meditationen und Segensworte zum Pilgern, die wichtigsten Bibelstellen zum Thema und bietet Platz für eigene Eintragungen. Handlich, im Taschenformat, sehr leicht: 100 g.

Mit einer Erstveröffentlichung von Georg Magirius, der 2009 die Reihe GangART begründet hat. Außerdem stammen von ihm die Pilgerbücher „Unterwegs geborgen„, „Frischer Wind auf alten Wegen“, „Mystische Orte„, „Schritt für Schritt zum Horizont„, „Frankenglück„, „Frankenliebe“ (2. Auflage)“ „Stilles Frankfurt“ und „Stilles Franken„.

Leseprobe

Geheimnisvolle Begleiter

Von Georg Magirius

(…) Es sind treue Begleiter, aber keine Menschen. Auch ist unter ihnen kein Hund. Es handelt sich bei ihnen gewiss auch nicht um Boten Gottes. Obwohl: Gott lässt sich natürlich umgekehrt auch wiederum nicht vorschreiben, wie er sich bemerkbar macht.

Im Heiligenkalender stehen sie jedenfalls nicht. Auch ist es nicht so, dass sie mich unablässig begleiteten. Mal ist keiner bei mir, dann einer, meist sind es gleich mehrere. Einige dieser in der Regel unbeachteten Zeitgenossen gehen eine Zeit lang mit, bleiben dann zurück. Neue gesellen sich dazu. Mitunter ist einer sogar mehrere Tage auf dem Weg mit mir.

Das alles geschieht von selbst, ich muss dafür nichts tun. Diese Weggenossen sind auch nicht zu spüren, sie machen sich fast nie bemerkbar. Nur ab und zu lässt sich einer hören, indem er einen Kratzlaut von sich gibt. Gleich aber ist es wieder ruhig. Nur wenn das Kratzen immer wieder kommt, lasse ich den Geräuschemacher auf dem Weg zurück, wo er augenblicklich in ein Schweigen fällt, das zufrieden wirkt.

Gewöhnlich aber ist das das Geheimnisvolle an ihnen: Dass sie beim Gehen nicht einen Laut von sich geben. Sie machen keinen Lärm, obwohl sie nicht anders als Autos und Züge in Bewegung sind. Sie und ich: Wir gehen in demselben, einem wunderbar gleitenden Rhythmus. Das wirkt so harmonisch, dass alle unsere Schritte zusammengenommen an einen vollendeten Tanz erinnern. Dennoch verschmilzt keiner dieser Begleiter mit dem Pilger. Sie verlieren auch nicht an Kontur, sondern bleiben ganz sie selbst. Es ist eine Vereinigung auf Zeit, die aus der Freiheit geboren ist. Ich weiß noch nicht einmal, wann genau wir uns finden und wann wir wieder auseinander gehen.

Doch jeder von ihnen hat den Mut, seinen angestammten Platz von einem Moment auf den anderen sein zu lassen, um in Bewegung zu kommen. Diese Begleiter sind geheimnisumwittert. Dennoch lassen sie sich in bestimmten Augenblicken sehen, nur nicht beim Gehen selbst. Wenn der Wanderer jedoch Pause macht oder am Ziel angekommen ist, zieht er die Schuhe aus. Dann ruhen auch sie, die mit ihm unterwegs gewesen sind: Kleine, oft winzige Steinchen, die gerade so groß sind, um im Profil der Gummisohle einen Platz zu finden. (…)