Cover von Wie sie wurden, was sie sind

Wie sie wurden, was sie sind

Zeitgenössische Theologinnen und Theologen im Portrait

317 Seiten. Gütersloher Verlagshaus (GTB 1331)
Herausgegeben von Lother Bauerochse und Klaus Hofmeister. Lektorat: Katja Meinecke
ISBN: 3-579-01331-9 · Preis: 14,90 €
Mit einem Beitrag von Georg Magirius

Kurzbeschreibung

Theologische Überzeugungen schweben nicht aus dem Himmel ein, sondern haben mit biographischen Erlebnissen zu tun. Deshalb fragen Journalisten 18 zeitgenössische Theologinnen und Theologen: Wie wurden Sie eigentlich, was Sie jetzt sind? 

Entstanden sind Porträts unter anderem von Eugen Drewermann, Hans Küng, Johann Baptist Metz, Jürgen Moltmann, Elisabeth Moltmann-Wendel, Josef Kardinal Ratzinger, Albrecht Schönherr, Elisabeth Schüssler Fiorenza, Dorothee Sölle, Heinz Zahrnt, Jörg Zink. Georg Magirius porträtiert Erich Zenger. Der Alttestamentler hat den Begriff „Erstes Testament“ geprägt.

Leseprobe

Mit Leidenschaft an die Bibel

Der Alttestamentler Erich Zenger – Von Georg Magirius

(…) Dank eines glänzenden Gedächtnisses lernt Erich Zenger als Student in Rom die unzähligen dogmatischen Formeln spielend auswendig. Doch sie sind für ihn tote Sprache, ein System, das ihm fast den Atem raubt. Es ist die Bibel, die ihm Sauerstoff gibt und ihn innerhalb des als tödlich empfundenen Systems überleben lässt. Neben dem Studium der scholastischen Philosophie und Theologie im Germanikum und an der Gregoriana besucht er heimlich das Päpstliche Bibelinstitut. Denn die Rede über Gott, die ihm außerhalb der Bibel verabreicht wird, beginnt ihn immer stärker anzuwidern.

Was ich dort hörte an Theologie, das hatte mit mir nichts zu tun. Da kam ich nicht vor – und zwar ich konkret mit meiner Biografie. Ich komme eben aus sehr armen Verhältnissen: Ich musste kämpfen, aber ich bin auch jemand, der sehr lebenslustig, sehr lebensfroh ist. Ich koche gerne. Ich esse gerne. Und all dies, sozusagen der Alltag, der alltägliche Mensch, der gesellschaftliche, der politische Mensch – das kam in dieser Theologie nicht vor.

Dann natürlich auch die großen Lasten, die ein Leben begleiten. Ich bin zunächst einmal dadurch von Leid von Anfang betroffen worden, weil mein Vater so früh starb, und da wir arm waren. Dann hat mich das Buch Hiob sehr früh beschäftig. Das Bändchen, das ich darüber publiziert habe, ist eigentlich als biografische Auseinandersetzung geschrieben worden, weil mein Bruder schon mit 33 Jahren schwer an Multiple Sklerose erkankt ist. Ich habe mich damit auseinander gesetzt und habe ihm das Buch ja auch gewidmet.

Diese für viele Menschen so zentralen Fragen kommen in dieser traditionellen Theologie nicht vor. Deswegen mein Weg in die Bibel, meine Suche in der Bibel.“ (…)