Das chrismon-Fastenlesebuch
Kurzbeschreibung
Die einen fasten, um abzuspecken. Andere pilgern. Manche freuen sich, dass es in einem auf Frohsinn getrimmten Leben noch so geheimnisvoll andere Worte wie Karfreitag gibt. Das chrismon-Fastenlesebuch reicht für jeden der 40 Tage zwischen Aschermittwoch und Ostern eine literarische Fastenspeise, die dem Leser den Blick auf eine ungewohnte Kostbarkeit beschert.
Thommie Bayer und Georg Ringsgwandl beschließen unabhängig voneinander: 7 Wochen ohne Rechthaberei! Manuela Fuelle erzählt von „Wühler“, der stets ähnliche Filme dreht, was sich als ungeheure Form von Mut entpuppt. Thomas Brussig fastet, wie es nur ein Preuße kann. Martina Hefter entscheidet sich gegen das Autofasten, weil sie nämlich gar kein Auto hat, aber sehr gern tanzt.
Lutz Rathenow verzichtet auf die Geheimnislosigkeit. Und Georg Magirius berichtet von Andreas, der eines Tages aufhört, auf alles eine Antwort zu haben.
Leseprobe
Gesang nach alter Sitte
(…) Als er das erste Jahr Englisch in der Schule absolviert hatte, buchten seine Eltern für ihn Sprachferien im Ausland. Andreas fand sich zurecht. Schon früh gelang ihm, Erlerntes selbstständig auf unbekannte Situationen zu übertragen: „Diese Fertigkeit nennt man Transfer“, erklärten ihm die Eltern. Andreas nickte und hatte gleich ein neues Fremdwort gelernt, er war eben ein eifriger Junge.
Eines Tages befand sich Andreas nicht mehr auf der Schule, sondern wurde aus der Schule ins Leben entlassen. Seine Eltern, die Lehrer waren, blieben an der Schule, auch wenn sie langsam schwächer wurden. So hätten sie das selbst natürlich niemals formuliert, sie sagten: „Im Leben kommt man mit allem zurecht – auch mit der anstehenden Pensionierung.“
Sohn Andreas fand sich in einem Beruf wieder, er fand eine Frau. Es fanden sich auch Kinder. Er hatte das Leben im Griff. Und alles war gut. Am 3121. Tag nach der Eheschließung allerdings war ihm auf einmal etwas komisch zu Mute. (…)