Cover von Du aber bist mir Trost und Hilfe

Du aber bist mir Trost und Hilfe

Autor: Hilde Domin, Marie Luise Kaschnitz, Rainer Maria Rilke u.a.
48 Seiten. Herder Verlag
Herausgegeben von Dr. Dietrich Voorgang. Gesamtgestaltung und Fotos: Andrea Göppel
ISBN: 978-3-451-34959-1 · Preis: 7,99 €
Mit einem Beitrag von Georg Magirius

Kurzbeschreibung

In Stunden der Trauer sind Menschen dankbar für Zeichen und Worte des Trostes. Mit großer Sensibilität für diese Zeit sind Bibeltexte, Gebete und Gedichte beliebter Autoren und ausdrucksstarke Bildmotive ausgewählt worden. Mit Texten von Schalom Ben-Chorin, Rudolf Bohren, Judith Butler, Hilde Domin, Marie Luise Kaschnitz, Jochen Klepper, Georg Magirius, Huub Osterhois, Rainer Maria Rilke, Eugen und Roth und Friedrich Rückert.  

Fotografin

Andrea Göppel ist freiberufliche  Fotografin und lebt in Augsburg. Alltägliche Motive, Stimmungen der Natur und kaum bemerkte Details sichtbar werden zu lassen, ist die Philosophie von Andrea Göppel, mit der sie kaum zählbar viele Bände für viele Verlage gestaltet hat.

Leseprobe

Wie kann ich mit dem Tod umgehen?

(…) Wenn der Tod durch die Straßen geht, an der Tür kratzt und in der Nähe seine Kraft entfaltet, wollen viele fliehen. Vor allem dann, wenn er besonders schrecklich handelt. Auch als Jesus starb, spielte der Tod seine Künste qualvoll aus. Wie reagierten Menschen, als Jesus ans Kreuz geschlagen wurde? Einige verteilten seine Kleider und warfen das Los darum. (Lk 23,34) Noch lebt der Sterbende – schon wird vor seinen Augen das Erbe aufgeteilt. Das ist eine Möglichkeit, auf den Tod zu reagieren.

Aber die Oberen spotteten und sprachen: Er hat andern geholfen; er helfe sich selbst, ist er der Christus, der Auserwählte Gottes. (Lk 23,35) Auch das ist möglich: Ich kann dem Sterbenden die Schuld für seinen Tod selber in die Schuhe schieben: Hättest du gesund und taktisch klug gelebt, könntest du jetzt noch lachen. Die spottende Genugtuung verbirgt indes nur die Angst – denn es könnte einen selbst als Nächsten treffen. Noch aber greift der Tod ja stets nach einem anderen. Jesus ruft: Vater, ich befehle meinem Geist in deine Hände! Als aber der Hauptmann sah, was da geschah, pries er Gott und sprach: Fürwahr, dieser ist ein frommer Mensch gewesen! (Lk 23,47)

Der Hauptmann reagiert, indem er den Tod religiös deutet und Gott preist, was alles leichter machen kann. Ich kann es nicht. Angesichts des Todes will ich Gott nicht loben. Es standen aber alle seine Bekannten von ferne, auch die Frauen, die ihm aus Galiläa nachgefolgt waren, und sahen das alles. (Lk 23,49) Sie griffen weder ein noch kommentierten sie den Schrecken. Sie schwiegen und schauten nur von ferne. Vielleicht darf man Abstand halten? Das heißt ja nicht, dass die Lähmung ewig dauert. Die Frauen, die nur von ferne schauten, trauten sich nach drei Tagen ans Grab Jesu. Sie waren die Ersten, die hörten: Er ist nicht hier, er ist auferstanden. (Lk 24,6) (…)